Interview mit Gemeinderat Sébastien Bourquin
Sébastien Bourquin vertritt seit Januar 2023 die Grünen Ins im Gemeinderat. Er ist für die Bereiche Soziales und privater Verkehr zuständig. Wir wollten von ihm wissen, wie er sich im Gemeinderat eingelebt hat und an welchen Themen er arbeitet.
Grüne Ins: Sébastien, du bist nun bald zwei Jahre im Amt. Wie wurdest du als neues Mitglied im Gemeinderat aufgenommen?
Sébastien Bourquin: Vor der Wahl kannte ich nur zwei Mitglieder von inSPlus persönlich. Die Kollegen der bürgerlichen Parteien habe ich erst im Rat kennengelernt. Die Zusammenarbeit ist mit allen angenehm und respektvoll. Wir führen sachliche Diskussionen, was ich sehr schätze.
Als Grüner bist du in der Minderheit. Wird Gemeindepolitik parteipolitisch
geführt oder steht ein pragmatisches Vorgehen im Vordergrund?
Gemeindepolitik ist weniger ideologisch als auf kantonaler oder nationaler Ebene. Oft treffen wir Entscheidungen einstimmig. Doch manchmal zeigt sich die Parteizugehörigkeit deutlich, und die Abstimmungen enden sechs zu drei. In solchen Momenten wird mir mein Minderheitenstatus bewusst.
Welche Projekte konntest du in deinen Bereichen seit Beginn der Legislatur umsetzen?
Als Gemeinderat kann ich keine Projekte alleine durchsetzen. Es braucht immer die Zustimmung des gesamten Gemeinderats. Ich bin aber stolz, dass ich als Präsident des Verkehrsausschusses die Erweiterung der Tempo-30-Zone im unteren Dorf durchsetzen konnte. Bis Ende des Jahres werden alle Gemeindestraßen im Siedlungsgebiet, ausser der Bahnhofstrasse und der Lagerhausstrasse, auf Tempo 30 reduziert. Niemand hat dagegen Beschwerde eingelegt, im Gegenteil, es gab sogar Petitionen für eine weitere Erweiterung der Zone. Im Sozialbereich konnte ich den Gemeinderat von der Bildung eines Seniorenrats überzeugen. Dieses Gremium soll mich in der Alterspolitik unterstützen.
Wie hast du die Mitglieder des Seniorenrats gefunden?
Ich suchte fünf Menschen im Alter zwischen 65 und 80 Jahren. Mit Hilfe der Gemeindeverwaltung habe ich 20 zufällig ausgewählte Personen angeschrieben und zu einem Informationsabend eingeladen. Sieben Personen kamen, und fünf erklärten sich bereit, Mitglied des Seniorenrats zu werden.
Du hast vor den Gemeinderatswahlen versprochen, mit der Bevölkerung im Dialog zu bleiben. Wie sind deine Erfahrungen mit den Dialogabenden?
Ich habe bisher vier Dialogabende durchgeführt. Die ersten drei waren themenbezogen, der letzte offen für alle Fragen. Im Schnitt kommen drei bis vier Personen. Das mag wenig erscheinen, aber die Qualität des Austauschs ist wichtig. Ich habe bereits wertvolle Anregungen für meine politische Arbeit erhalten.
In der Wahlzeitung 2022 setzten sich die Grünen Ins für eine Dorfzeitung ein. Hast du da bereits etwas erreicht?
Leider nicht. Ein Vorstoss für eine digitale Lösung fand im Gemeinderat keine Mehrheit. Ins bleibt die einzige Gemeinde in der Region ohne Informationsorgan.
Wirst du es dabei belassen?
Nein, ich gebe nicht so schnell auf. Ich finde es jetzt interessanter, ein Informationsorgan für die ganze Region anzustreben. Eine gemeinsame Publikation der Gemeinden im ehemaligen Amt Erlach könnte das gesellschaftliche und kulturelle Leben in der Region besser sichtbar machen und das Verständnis füreinander fördern. Das wäre ein wichtiger Schritt zu mehr institutioneller Zusammenarbeit, von der alle Einwohnerinnen und Einwohner profitieren würden.